„NIMIRUM“ ist das lateinische Wort für „kein Wunder“. Die Philosophie des von mir mitgegründeten Unternehmens Nimirum lautet: Auch ohne dass ein Wunder geschieht, können wir brauchbares Wissen erhalten. Wissenschaft und Wunder sind nicht dasselbe — und deshalb kann auch eine Wissensgesellschaft anerkennen, dass Wunder geschehen.

Wunder sind im christlichen Glauben nicht etwa Ereignisse, die wir noch nicht verstehen, sondern solche, die wir nur als Wunder verstehen können. Wir können also durchaus wissen, dass sie geschehen, auch wenn wir innerhalb der weltlichen Ordnung nicht nachvollziehen können, wie das Bewirkte zustande kam.

Die katholische Kirche ist fest davon überzeugt, dass Gott durch Wunder an seiner Schöpfung mitwirkt. Sie lehrt aber durchaus nicht, dass wir uns auf keinerlei Naturkräfte, geschichtliche oder zwischenmenschliche Erfahrungen verlassen können. Aber Gott, so heißt es, greift ab und zu ein.

Oft bewegen ihn dazu Gebete. Christen glauben nicht, dass Gott ihnen jeden Wunsch erfüllt, wenn sie nur nachdrücklich genug beten. Gebete sind keine Fernbedienung, mit der ich Gott steuern kann. Das unterscheidet das Gebet von der Zauberformel – diese muss ich nur richtig aussprechen, dann passiert das, worauf sie programmiert ist. Die Zauberei gehört also zur technischen Welt, das Gebet zur Welt des Verstehens und des Verhaltens.

Angebetet wird in der christlichen Kirche nur Gott selbst, aber verehrt werden auch andere, vor allem die Heiligen. Christen bitten Verstorbene, bei Gott für sie ein gutes Wort einzulegen. Wenn dies zu einem Wunder führt, kann der Verstorbene zum Heiligen erklärt werden.

Zwei frühere Päpste werden in der Woche nach Ostern 2014 heiliggesprochen: Der eine hat die größte Menschenansammlung aller Zeiten um sich geschart und den Kommunismus zu Fall gebracht – keine schlechte Leistung. Papst Johannes Paul II. reiste im Januar 1995 auf die Philippinen und predigte zu mindestens vier Millionen Gläubigen und Schaulustigen. Sechzehn Jahre zuvor hatte er in seiner Heimatstadt Krakau zum Schrecken der in Polen regierenden Kommunisten den Menschen das Wort des Erzengels Gabriel gebracht: „Fürchtet Euch nicht!“ Im Bewusstsein vieler waren dieses Wort und die Präsenz des Heiligen Vaters in ihrem Land der entscheidende Anstoß, der ihnen den Mut gab, gegen die nur scheinbar allmächtige Partei zu opponieren. Johannes Paul II. war ein Vierteljahrhundert lang der vielreisende, inspirierende und schließlich in seinem Leiden beeindruckend starke und bescheidene Mittelpunkt der katholischen Kirche.

Der andere frühere Papst, der im April 2014 heiliggesprochen wird, ist Johannes XXIII., der „Konzilspapst“. Er veranlasste die Kirche, ihre Überzeugungen im Anblick der Bedürfnisse des 20. Jahrhunderts neu zu formulieren. Seit dem Ende des Konzils im Dezember 1965 setzt sie die Beschlüsse ihrer Bischofsversammlung um.

Die beiden treten in eine illustre Reihe: Zu den Heiligen gehören zahllose, von der Kirche und insbesondere den Gläubigen verehrte Figuren, vom Erzengel Michael über den deutschen Kaiser Heinrich II. bis zu Edith Stein, der im KZ Auschwitz-Birkenau ermordeten Breslauer Nonne.

Auch wenn diese Figuren sich nach katholischem Glauben über das menschliche Normalmaß verdient gemacht haben, stehen sie dem menschlichen Alltag doch nahe. Ich darf sie im Gebet auch um ganz „weltliche“ Dinge bitten. Nirgendwo steht, dass ich Gott nicht um ein neues Auto bitten darf.

Die Heiligen halten uns, im Zusammenklang des gesamten christlichen Erfahrungsschatzes, allerdings dazu an, uns Fragen zu stellen, die mit Werten und Wissen, mit unserem Umgang mit anderen Menschen zu tun haben. Die Fastenzeit und die Ostertage sind dazu eine herausgehobene Gelegenheit. Wissenschaft und Wunder erscheinen dann gar nicht mehr so unvereinbar.

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